Installation von Trinkwasserbrunnen

In der Sitzung des Gemeinderats am 25. Oktober wurde über den Antrag der SPD-Fraktion zur Installation von Trinkbrunnen im öffentlichen Raum debattiert. Dazu hielt für die FDP-Fraktion Pino Gaetani eine Stellungnahme. Hier ein paar Auszüge daraus:

„Trinkwasser ist die Grundlage für all das Leben auf unserem Planeten. Ich persönlich bin technischer Angestellter in der Gemeindewasserversorgung St. Leon Rot und werde jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert, beginnend mit der Aufbereitung bis zur Bereitstellung von Trinkwasser, die in höchster Sorgfalt und ständiger Kontrolle erfolgt.

Wie bereits in der Vorlage erläutert, fordert die Bundesregierung in Ihrer Pressemitteilung vom 10.08.2022 den freien Zugang zu Trinkwasser, was wir selbstverständlich unterstützen.

 

Aus hygienischer Sicht sind Trinkwasserbrunnen allerdings sehr umstritten und dies nicht grundlos. Das Infektionsschutzgesetz gibt vor, dass unser Wasser für den menschlichen und täglichen Gebrauch so beschaffen sein muss, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu erwarten ist. Die Kontrolle hierüber unterliegt den Gesundheitsämtern. Leider sehen wir hier bei der Errichtung von frei zugänglichen Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum eine Problemsituation. Die Übertragung von Krankheitserregern durch einen körperlichen Kontakt mit dem Trinkbrunnen ist leider auch nicht ausgeschlossen. Man beachte, Keime vermehren sich auch gegen die Fliessrichtung des Wassers.

Laut meiner Erfahrung in der Gemeindewasserversorgung St. Leon Rot und der intensiven Suche nach diversen Herstellern von Trinkwasserbrunnen können die Kosten einer Errichtung bis hin zur Bereitstellung eines Dauerläuferbrunnens 16 – 17 Tsd. Euro betragen. Doch dabei bleibt es natürlich nicht, denn die Unterhaltung dieses Brunnens vom 1. Mai bis zum 1. Oktober belaufen sich laut meiner Recherchen auf ca. 6 – 7 Tsd. Euro. Es ist zu beachten, dass ein Dauerläuferbrunnen hygienisch bedingt dauerhaft läuft und je nach Hersteller in 154 Tagen ca. 463 m³ liefert, egal ob eine Abnahme erfolgt oder nicht. Es müssten somit jeden Tag ca. 3000 Ltr. abfließen, unabhängig davon, ob auch so viel getrunken wird, oder nicht. 

Die Anschaffungskosten eines sensorbetriebenen Trinkbrunnens mit einer automatischen Spüleinrichtung zur möglichen Verhinderung von Stagnationen und deren Gefahr zur Verkeimung ist preislich etwa um 1,5 Tsd. Euro höher angesiedelt. Der hygienische Aufwand ist allerdings hier um ca. 1,5 Tsd. Euro in der Unterhaltung teurer. Es müsste aber auch hier mind. eine Abnahme im genannten Zeitraum von 5,42m³ erfolgen. Somit wäre eine Abnahme von ca. 35 Liter am Tag notwendig.

Ich glaube, es ist ersichtlich, dass eine hohe Abnahme bei beiden Trinkbrunnentypen erfolgen muss, damit Kosten und Nutzen sich die Waage halten und vor allem damit nicht unnötig viel Trinkwasser ungenutzt abfließt. Aber so eine hohe Abnahme werden wir hier in Walldorf aus meiner Sicht definitiv nicht erreichen, denn Walldorf weist anders als beispielsweise Karlsruhe und Stuttgart kein hohes Menschenaufkommen durch viel Tourismus oder Hochschulen auf und wird dies wohl auch zukünftig nicht tun.

Auch aus hygienischer Sicht sehe ich den Betrieb von Trinkwasserbrunnen mehr als bedenklich. Sehr geehrte Antragstellerinnen und Antragsteller, wir teilen Ihr Anliegen, unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern Trinkwasser im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. Allerdings ist uns das Wohlergehen und die Vermeidung von gesundheitlichen Schäden aus hygienischen Gesichtspunkten selbstverständlich auch wichtig und ebenso sollte ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser sowie Kosten/Nutzen im Blick behalten werden. Wir werden daher dem Antrag der SPD-Fraktion zur Errichtung von Trinkbrunnen aufgrund der genannten Bedenken heute nicht zustimmen. Danke.

Als FDP-Fraktion sind wir offen dafür, im Rahmen eines umfassenden Hitzeaktionsplans über verschiedene Möglichkeiten zu sprechen, wie Trinkwasser an öffentlichen Orten in Walldorf auch unabhängig von Trinkwasserbrunnen und den damit einhergehenden hygienischen Bedenken sowie der Ressourcenschonung bereitgestellt werden kann - beispielsweise in Geschäften, Apotheken oder den Schulen. Wir freuen uns auf die weiteren Diskussionen.