Standortbeschluss Pflegeheim - Es tut sich endlich etwas!
In der letzten Sitzung des Gemeinderats wurde einstimmig der Standort für ein neues Pflegezentrum im 3. Bauabschnitt Walldorf Süd beschlossen. Zu diesem Tagesordnungspunkt hielt unsere Stadträtin Paula Glogowski für die FDP-Fraktion eine Stellungnahme:
„Vor über 10 Jahren, als ich noch Schülerin am Gymnasium Walldorf war und die Kommunalpolitik nur aus der Ferne beobachtet habe, wurde bereits über die Notwendigkeit eines neuen Pflegeheims in Walldorf diskutiert. Heute, viele viele Jahre später, kommen wir diesem Projekt nun endlich einen großen und entscheidenden Schritt näher, indem wir den Standort für ein neues Pflegeheim in Walldorf beschließen.
In unseren Vorberatungen haben wir, wie aus der Vorlage zu unternehmen ist, unterschiedliche Standorte diskutiert. Dabei hat sich der Standort im 3. Bauabschnitt als am geeignetsten herauskristallisiert, da nur hier ein Pflegeheim mit einer Größe von bis zu 100 Pflegeplätzen entstehen kann. Und auch die Rahmenbedingungen dort sind sehr gut für ein Pflegeheim geeignet: In einem dort zukünftig entstehenden, ruhigen und familiären Baugebiet, direkt an der neuen Sozialen Mitte samt Grundschule und Kitas, in der Nähe des Nahversorgungszentrums und auch nicht weit von der Kernstadt entfernt. Es ist gut, dass sich heute offenbar alle Fraktionen mit einer Stimme für diesen Standort aussprechen werden.
Zur Notwendigkeit eines neuen Pflegeheims brauche ich nicht mehr viel sagen, denn diese ist unstrittig. Ein Blick auf die Warteliste reicht aus, um das Fehlen von ausreichend Pflegeplätzen zu bestätigen - und der Mangel wird in den kommenden Jahren und durch die Reduzierung von 70 auf 58 Plätze im jetzigen Astorstift durch die neue Landesheimbauverordnung noch gravierender werden.
Generationengerechtigkeit und Daseinsfürsorge bedeuten für uns als FDP-Fraktion, dass wir die Bedürfnisse und Interessen unserer Seniorinnen und Senioren nie aus dem Auge verlieren dürfen und uns für sie einsetzen müssen. Ausreichend Pflegeplätze sind hier ein elementarer Bestandteil.
Für einen Neubau erlaubt die Landesheimbauverordnung eine Maximalzahl von 100 Pflegeplätzen. Um dem Mangel an Betreuungsplätzen dauerhaft entgegenzuwirken, stimmen wir dem Vorschlag der Verwaltung zu, diese Maximalzahl auszuschöpfen und für die Planung der neuen Pflegeeinrichtung 90 bis 100 Pflegeplätze vorzusehen. Hierbei ist es uns wichtig, trotz der Größe der Einrichtung einen familiären Charakter entstehen zu lassen, wie wir ihn aus unserem bestehenden Astor-Stift kennen.
Damit ist es allerdings noch nicht getan. Unser ehemaliger Fraktionsvorsitzender Dr. Günter Willinger hat schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen, dass wir für die an Demenz erkrankten Menschen in Walldorf eine spezielle Demenzstation benötigen, die deren Bedürfnissen und den besonderen Herausforderungen der Pflege von Demenzerkrankten gerecht wird. In einem neuen Pflegeheim besteht nun endlich die Möglichkeit, auch eine Demenzstation zu verwirklichen. Das begrüßen wir ausdrücklich!
Ebenso weist die Walldorfer Bevölkerung seit vielen Jahren auf die fehlende Tagespflege in Walldorf und auch auf die knappen Kurzzeitpflegeplätze hin. Auch diese Betreuungsangebote können und müssen im Rahmen des Neubaus eines Pflegeheims nun angegangen und umgesetzt werden, um eine bedarfsgerechte Pflege und Betreuung unserer Seniorinnen und Senioren in Walldorf tatsächlich ermöglichen zu können. Es ist gut, dass dies nun auf der Agenda steht.
Wir stimmen heute nicht nur über den Standort für ein neues Pflegeheim, sondern auch über eine Anfrage für die Übernahme der künftige Trägerschaft und den Betrieb dieser neuen Einrichtung ab. Die Verwaltung schlägt in ihrem Beschlussvorschlag vor, hierfür die Astor-Stiftung anzufragen - Diesem Beschlussvorschlag schließen wir uns ausdrücklich an. Es ist uns wichtig, die Altenpflege in Walldorf in kommunaler Regie zu führen und dies nicht privaten Trägern zu überlassen. Nur so können wir auch weiterhin die gewünschte Qualität der Einrichtungen bewahren, die uns im Sinne unserer Seniorinnen und Senioren sehr am Herzen liegt. Zudem stimmen wir der Verwaltung auch dahingehend zu, dass es negativ wäre, durch die Hinzuziehung eines externen Trägers eine Konkurrenzsituation in Walldorf zu schaffen. Die Vorteile bei der Trägerschaft durch die Astor-Stiftung überwiegen aus unserer Sicht ganz deutlich.
Zum Schluss möchte ich noch eine weitere Bitte unserer Fraktion vorbringen. Die Kreispflegeplanung des Rhein-Neckar-Kreises sieht für Walldorf bis zum Jahr 2027 bereits einen Bedarf von 168 Pflegeplätzen vor. Diese hohe Anzahl können wir selbst durch den Neubau eines Pflegeheims mit einer Maximalzahl von 100 Betten und das bereits bestehende Heim mit den 58 Betten nicht erreichen. Es ist daher elementar, dass die Stadt Walldorf diesem Mangel zukünftig durch ergänzende Einrichtungen wie beispielsweise mehr Betreutes Wohnen in Walldorf entgegenwirkt. In der Vorlage wurden die verschiedenen möglichen Standorte für das neue Pflegeheim dargestellt und abgewogen. Nicht alle sind für eine derart große Einrichtung geeignet und der 3. Bauabschnitt ist als klarer Favorit hervorgegangen. Dennoch sollten die anderen Standorte nicht außer Acht gelassen werden, sondern man sollte prüfen, inwieweit sie sich beispielsweise für den Bau von Betreutem Wohnen eignen. Hier sehen wir vor allem bei den Gartengrundstücken in der Kurpfalzstraße großes Potential. Wir bitten die Verwaltung daher zu prüfen, wo in Walldorf Plätze für Betreutes Wohnen entstehen können und wie dies zeitnah angegangen und umgesetzt werden kann, um dem steigenden Bedarf an Pflege- und Betreuungsplätzen in Walldorf gerecht werden zu können.
Darüberhinaus hat unsere Fraktion hier im Rund kürzlich bereits vorgeschlagen, in diese Überlegungen auch das Konzept einer Demenz-WG mit einzubeziehen. Dies wäre ein ergänzendes Angebot zu einer Demenzstation, welches gerade auch jüngere Demenzerkrankte ansprechen könnte. Denn auch im jüngeren Alter kann man von einer Demenzerkrankung betroffen sein und dann ist die Unterbringung in einer Demenz-WG oft passgenauer und bedarfsgerechter als in einem Pflegeheim. Gerade auch im Hinblick auf die Bemühungen unserer Stadt Walldorf im Rahmen des Projekts „Demenz im Quartier“, diese Erkrankung sichtbarer werden zu lassen und passende Angebote vor Ort zu schaffen, wäre es eine gute Chance, zukünftig über eine Demenz-WG in Walldorf nachzudenken.
Wir als FDP-Fraktion werden heute mit Freude allen Punkten im Beschlussvorschlag zustimmen. Wir möchten an dieser Stelle unseren ausdrücklichen Dank an die Verwaltung und vor allem an unseren neuen Bürgermeister Matthias Renschler richten. Wir sind sehr froh, dass Sie, Herr Renschler, nun dort vorne sitzen und endlich so viele wichtige Projekte angehen, die zu lange stillgestanden haben. Heute ist eine besondere Sitzung, in der wir mit dem Wohnungsbau in der Wieslocher Straße sowie den neuen Standortbeschlüssen für Feuerwehrhaus und Pflegeheim gleich drei sehr wichtige Beschlüsse fassen. Wir sind zuversichtlich, dass Sie dafür sorgen werden, dass diese Beschlüsse nun nicht in Schubladen verschwinden, sondern zeitnah angegangen und umgesetzt werden. Diese Prozesse werden wir gerne konstruktiv und tatkräftig begleiten und unterstützen.
Wir stimmen allen Punkten im Beschlussvorschlag zu. Vielen Dank.“